10.09.2021
Digitalisierung im Handwerk hat Schub bekommen
Corona-Effekt: Belastung der Betriebe wieder etwas schwerer
In der Corona-Pandemie hat die Digitalisierung im Handwerk einen deutlichen Schub bekommen: Seit deren Ausbruch ergriffen 73 Prozent aller Handwerksbetriebe Möglichkeiten der Digitalisierung. 45 Prozent wollen dieses veränderte Nutzungsverhalten ganz oder teilweise beibehalten. Das zeigt die Corona-Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster Anfang September. Daran nahmen 444 Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region teil.
Für die Zukunft fordert HWK-Präsident Hans Hund eine bessere Internetverfügbarkeit und die Sicherung des Transfers hoher Datenvolumen für alle Betriebsstandorte. „Nur so lässt sich die weitere Digitalisierung zukunftsfähig umsetzen“, so Hund.
Fast die Hälfte aller Handwerksbetriebe hat seit Ausbruch der Corona-Pandemie für einen Teil seiner Beschäftigten Homeoffice eingeführt. Davon möchte jeder Zehnte das Arbeiten von Zuhause auf Dauer fortführen, jeder Dritte zumindest teilweise. Die Mehrheit (56 Prozent) sieht Homeoffice jedoch nur als vorübergehende Lösung an und zieht Präsenzarbeit vor.
73 Prozent der Befragten berichten, dass sie seit Pandemiebeginn Geschäftsprozesse digitalisiert hätten. 60 Prozent wollen hier auch künftig vorankommen. Die Möglichkeiten von Online-Weiterbildung nutzten bislang 72 Prozent. Dies wollen 57 Prozent auch künftig tun. Erfahrungen mit Videokonferenzen machten 61 Prozent. 43 Prozent möchten daran ganz oder teilweise festhalten.
Die Belastungen der Betriebe durch die Coronakrise haben insgesamt wieder leicht zugenommen. Der Corona-Effekt-Index der HWK, der das Ausmaß der schweren bis sehr schweren Betroffenheit durch die Krise misst, stieg um 0,5 Prozentpunkte auf 18,9 Punkte. Er ist vergleichbar hoch wie vor einem Jahr. In den Index fließen verschiedene Faktoren ein: Die Kundennachfrage ist wieder etwas gesunken. Leicht zugenommen haben Probleme bei der Beschaffung von Materialien, der eigenen Lieferfähigkeit und beim Personalbestand. Die Betriebe sind noch etwas mehr durch Organisationsaufwand belastet. Das eigene Angebot wurde weiter an die aktuelle Situation angepasst. Im Schnitt gleich geblieben sind die Preise der Betriebe. Es gibt etwas weniger Schwierigkeiten bei der Abnahme eigener Leistungen.
Die Auswirkungen der Coronakrise nahmen leicht zu: So ist die Liquidität wieder bei 12 Prozent der Betriebe im Engpass (plus 0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat). Erhöhten Kreditbedarf haben 8 Prozent (plus 1,4). Ein Personalabbau ist bei 5 Prozent gegeben (plus 1). 8 Prozent halten ihn für wahrscheinlich (1,67). Kostensteigerungen wegen erhöhter Infektionsschutzkosten verbuchen 44 Prozent (plus 4,2).
Am stärksten betroffen von der Coronakrise sind derzeit die Anbieter für den gewerblichen Bedarf (Corona-Effekt-Index 26,6 Prozentpunkte), die am meisten unter gebrochenen Lieferketten und Beschaffungsproblemen leiden. Es folgen die Personenbezogenen Dienstleister (24,3), die für ihre Tätigkeiten direkte Kontakte zu Kunden haben, welche mit der Zunahme der Infektionszahlen offenbar wieder vorsichtiger werden. In etwas Abstand kommt das Kfz-Gewerbe (18,5) mit einer ebenfalls eingeschränkten Lieferfähigkeit wegen Beschaffungsproblemen. Darunter leidet auch unverändert das Ausbaugewerbe (13,5) und das Bauhauptgewerbe (13,7). Am wenigsten beeinträchtigt sind das Nahrungsmittelgewerbe (9,5) und das Gesundheitsgewerbe (8,3).
Pressemitteilung vom 10. September 2021